Cholesteatom
Beschreibung, Typen und Ursachen
Angeborenes Cholesteatom
- Seltene Form des Cholesteatomsund entsteht, wenn während der Entwicklung des Embryos Plattenepithelreste im Mittelohr verbleiben
Primär erworbenes Cholesteatom oder Retraktionscholesteatom
- Entsteht durch Belüftungsstörung im Mittelohr, hervorgerufen durch eine ungenügende Tubendurchlässigkeit. Durch diese Belüftungsstörung kommt es zu einem Unterdruck im Mittelohr, woraufhin das Trommelfell eine sogenannte Retraktionstasche bildet. Meist geschieht dies im Bereich der Pars flaccida des Trommelfells. Der Grund dafür ist, dass die Pars flaccida, im Gegensatz zu anderen Bereichen des Trommelfells, sehr schlaff ist. In der gebildeten Retraktionstasche sammelt sich Plattenepithel, woraus nach einigen Jahren ein Cholesteatom entsteht.
Sekundär erworbenes Cholesteatom
- Entsteht durch einen bereits bestehenden randständigen Trommelfelldefekt, über den sich das Epithel ins Mittelohr vorschiebt.
Symptome und Diagnostik
Normalerweise präsentiert sich das Cholesteatom wie eine chronische Mittelohrentzündung:
- Austritt übelriechenden Ohrflusses (fötide Otorrhö)
- Zunehmende Schwerhörigkeit (Hypakusis)
- Ohrendruck
Bei fortgeschrittenen Stadien treten auch schwerwiegendere Symptome wie z.B. Gleichgewichtsstörungen durch den Übergriff des Cholesteatoms auf das Innenohr bzw. das Gleichgewichtsorgan auf. Ein weiteres Symptom ist eine Gesichtslähmung bei Befall des Gesichtsnervs, aufgrund seiner engen Nachbarschaft zum Mittelohr.
Behandlung
Ein Cholesteatom wird immer operativ behandelt. Der gesamte entzündlich veränderte Knochen muss entfernt werden, da die Entzündung sonst wieder ausbrechen kann. Häufig sind die Gehörknöchelchen zerstört und werden dann durch winzige Prothesen ersetzt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, können im Verlauf eine Ertaubung, eine dauerhafte Gesichtsnervenlähmung oder Hirnhautentzündungen und Hirnabszess auftreten.
Der Zugang erfolgt fast immer durch einen Schnitt hinter der Ohrmuschel. Danach wird das Trommelfell zur Seite geklappt und alle entzündlich veränderten Strukturen werden entfernt, oder herausgefräst. Aufgrund des tumorartigen Wachstums des Entzündungsprozesses ist dieses radikale Vorgehen notwendig. Zum Abschluss wird je nach Art des Vorgehens der Gehörgang wieder aufgebaut oder zum Warzenfortsatz erweitert. Wenn es den Ärzten möglich ist, erfolgt in diesem Eingriff auch ein Aufbau der Gehörknöchelchenkette.
Eine konservative Therapie (nicht operative Behandlung) kann nur als Vorbereitung auf eine notwendige Operation genutzt werden. Dabei wird, ähnlich wie bei einer einfachen chronischen Mittelohrentzündung, mit lokalen Maßnahmen wie antibiotischen Ohrentropfen oder mit einer „systemischen“ Antibiotikatherapie gearbeitet.
Eine Kontroll-Operation nach 1-1,5 Jahren kann in manchen Fällen notwendig sein.